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Gedanken zum "Spade Bit": Philosophie, Kunst und Handhabung - Teil 2

von R.F. Prudente/G. Turnbull

 

Mechanik

Spade Bits sind nicht anders als jedes andere Produkt auch. Es gibt gute und schlechte. Horsemen suchen nach Bits, die die Qualitäten aufweisen, auf die Pferde positiv reagieren. Ein Bit-Maker muss ein Bit fertigen, das nicht nur schön gearbeitet ist sondern auch von den Pferden gemocht wird. Die Großen unter den Bit Makern schaffen beides.

Über Balance wird oft gesprochen, und sie umfasst viele Dinge. Viele denken, dass es um eine links - rechts - Balance geht, also dass die eine Seite des Bits gleich oder auch in Balance mit der anderen ist. Obwohl dies offensichtlich wichtig ist betrifft wirkliche Balance das Design des Bits und wie es im Pferdemaul balanciert ist. Es ist tatsächlich eine Balance zwischen vorne und hinten.

Viele Dinge beeinflussen die Tatsache, ob Pferde ein Bit mögen werden oder nicht. Sind Länge und Dicke der Seitenteile komplementär zur Größe, Form, Platzierung und Winkel des Mundstückes. Ist die Form des Seitenteils passend (d.h. wo im Design liegt das Hauptgewicht des Eisens). Die alten Bitmacher schmiedeten und hämmerten, damals bevor es Autos gab, die Seitenteile an verschiedenen Stellen in unterschiedlichen Stärken und platzierten damit das Gewicht genau wo sie es haben wollten. Manche behaupten, daß Horsemen, die das Glück hatten an die auf diese Art gefertigten älteren Modelle zu gelangen, einen Unterschied in Weichheit und vertikaler Biegung ihrer Bridle Horses bemerken. Dieselben Pferde, mit neueren Modellen mit uniformer Stärke der Seitenteile (aus Autorahmen ausgestanzt) geritten, sollen sich schwerer und stumpfer in den Reiterhänden anfühlen. Eine andere Sache, die es zu beachten gilt, ist die Platzierung der Braces; speziell die Stelle, an der sie mit den Seitenteilen verbunden sind. Länge, Breite und Winkelung des Mundstückes helfen zu beurteilen ob ein Pferd ein Bit aufnehmen und tragen wird oder nicht. Die Braces sollten mit den Seitenteilen nicht genau über sondern ein wenig hinter der Stange oberhalb des Mundstücks verbunden sein, wodurch die Oberfläche des Bits vergrößert und das Tragen für das Pferd erleichtert wird. Braces, die so angebracht sind, kommen unabhängig von aber gleichzeitig mit dem Bit in Kontakt mit der Zunge. Die Anordnung der Oberfläche in dieser Form hilft, das Gewicht des Bits gleichmäßiger auf der Zunge zu verteilen. Gleichmäßige Gewichtsverteilung bedeutet, daß kein Bereich im Pferdemaul eine konzentrierte Dosis Gewicht abbekommt. Erinnern Sie sich daran, daß das Spade Bit ein Signalbit ist, kein Hebel-Bit.

 

Zungenfreiheit?

Die Hersteller von Hebel-Bits erfanden ein Design, das sie "Zungenfreiheit" nannten. Das ist eine wirklich falsche Bezeichnung. Der Neuling würde annehmen das Wort "Freiheit" bedeute ein Bit sei weniger scharf und sein Druck vermindert. Das Gegenteil ist wahr. Zungenfreiheit bezieht sich auf eine Lücke in der Stange des Mundstücks (Anm. d. Übers.: Die Gebißstange ist in der Mitte mehr oder weniger bogenförmig aufwärts gewölbt). Diese Wölbung ruht auf der Zunge und macht es dem Pferd schwerer, sie dazu zu benutzen, den Druck des Bits von seinen empfindlichen Laden fernzuhalten. Das richtige Spade Bit hat eine gerade Stange ohne "Zungenfreiheit".

Der Spade Bit Horseman macht sich nicht viele Gedanken darüber, ob ein Pferd sich darauf fest macht. Er geht mit seinem Pferd sowieso nicht eher ins Spade Bit Stadium über ehe nicht alle Blockaden und Widerstände während der langen Vorbereitungszeit bearbeitet und gelöst sind.

Blockaden oder Widerstand gegen das Spade sind für den Bridle-Horseman ein äußerst ernstes Warnzeichen. Sie dienen als Indikator für bestehende Defizite. Durch eine Prüfung der Trainingsschritte muß herausgefunden werden wo diese liegen. Ein Bridle-Horseman wird hier oft den Schritt zurück in das Two Rein- oder Hackamore-Stadium machen um die Gründlichkeit seiner Trainingspraktiken zu prüfen, zu vertiefen und wieder zu prüfen.

 

Balance/Feeling

Die Druckverteilung (am Bit) ist das, was dem Spade Bit Pferd dabei hilft, sich korrekt zu tragen. Wenn sich das Pferd ungeachtet der Geschwindigkeit balanciert und entspannt trägt, wird das Spade Bit sich für das Pferd gut anfühlen, korrektes Design und richtige Winkelung vorrausgesetzt. Wenn das Pferd diese Komfortzone verlässt, auseinanderfällt und sich nicht mehr korrekt bewegt wird das Spade Bit für es unkomfortabler zu tragen sein.

Gute Bridle Horses werden nach dieser Komfortzone suchen, sich dadurch selber in der Fortbewegung korrigieren und die Leichtigkeit angenehm finden, mit der sie laufen und arbeiten können. Es ist einer Ballerina nicht unähnlich, die beim Gehen ein Buch auf ihrem Kopf balanciert. Das Buch verursacht keine Schmerzen, es erinnert sie vielmehr daran, die für den Tanz erforderliche Position zu halten.

 

Die Verantwortung des Bit-Makers

Bei der Herstellung eines Spade Bits spielen viele Dinge eine Rolle. Bit-Macher, die sich der Herausforderung der Spade Bit Herstellung stellen, haben sehr viel Arbeit vor sich. Für jedes einzelne Bit müssen viele kleinste Entscheidungen getroffen werden. Sie hoffen, daß jede dieser Entscheidungen letztlich dazu führt, ein sowohl elegantes als auch funktionales Produkt zu erhalten. Es muss schön sein um dem erreichten Trainingslevel seines Trägers Tribut zu zollen; außerdem muss es funktional sein um seinem Träger zu erlauben sein volles Potential als Athlet zu erkennen und auszudrücken.

Beginnend bei der Auswahl des Eisens beim Schmiedeprozeß und endend bei den aufwändigen Silbereinlagen, die das fertige Produkt zieren, ist das Herstellen eines qualitativ hochwertigen Spade Bits eine große Leistung. Eine funktionelle Erinnerung an die Zeit und Geduld, die in den entsprechenden Disziplinen erforderlich ist.

 

Die Verantwortung des Horseman

Es ist keine Überraschung, daß in dieser Zeit, in der der soziale Trend dahin geht, sich vor Verantwortung zu drücken, viele Leute das Spade Bit und seinen Nutzen nicht mehr mögen.

Die Benutzung des Spade Bits bringt ein gewisses Maß an Verantwortung mit sich. Die Benutzer müssen ihr Pferd so behandeln, daß ihr Maul geschützt und erhalten wird. Romal Reins (Rohlederzügel) in Kombination mit Rein Chains (Ketten) werden für die Balance und Präsentation benötigt. Es sollte darauf geachtet werden, daß die Pferde mit dem Bit nirgendwo anstoßen oder einfädeln können. Es gibt bei der Arbeit des Buckaroos Aufgaben, für die das Spade Bit nicht die beste Wahl wäre. Die Zähne müssen regelmäßig kontrolliert werden um dem Pferd das komfortable Tragen des Spade Bits zu ermöglichen.

Was nicht verstanden wird, wird kritisiert. Diese Anmerkungen sollen nicht jeden für das Spade Bit begeistern. Das Spade Bit ist kein Bit für jedermann und jede Situation. Die Fangemeinde ist nicht sehr groß.

 

Gute Reise

Das Spade Bit ist kein Ausrüstungsgegenstand, es ist eine Philosophie. Um es zu benutzen und gut benutzen zu können ist es notwendig, ein gewisses Gedankengut zu suchen und zu ergründen. Ja, es gibt viele, die das Spade Bit benutzen ohne es zu verstehen oder zu schätzen. Andererseits kann man Küchenschaben mit einer Violine erschlagen - es ist eben nur nicht die Art, wie eine Violine am besten zu benutzen wäre.

Ein wirklich großartiger Ritt auf einem fertigen Bridle Horse wird als wertvolles Geschenk des Himmels angesehen; aber der Reiter muss dem Spade Bit gegenüber genauso sensibilisiert werden wie das Pferd, damit beide zusammenarbeiten können. Die Stumpfen oder Grobhändigen gehören nicht auf ein feines Bridle Horse, manche würden sogar sagen diese Leute gehören überhaupt nicht auf ein Pferd.

Während der Nutzer des Hebelbits also nur von Punkt A nach Punkt B gelangen möchte geht es für den Spade Bit Horseman ausschließlich um den Ritt. Es ist der Unterschied zwischen dem Sprung in den Pool und dem Erklimmen des höchsten Cliffs um den perfekten Kopfsprung auszuführen. In beiden Fällen wird man nass, aber es geht darum, was man auf dem Weg dahin erwartet.

Sich für ein Thema zu engagieren, das Gefühl und Sensibilität erfordert, ist nobel. Tief zu empfinden ist, voll zu leben; ein Ziel, das wir alle erreichen sollten bevor das letzte Lied gesungen ist. Für die, die genau daran interessiert sind: Willkommen zu einer lebenslangen Reise. Ein Menschenleben dauert kaum lange genug um alle Mysterien dieses Themas kennenzulernen.

 

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Carlo´s Trainings Stable

inspiriert durch Jean-Claude Dysli

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Gedanken zur Hackamore - Teil 1

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